Dr. Anja Baethge

Dissertation - abgeschlossen 2013A daily perspective on work interruptions

Zusammenfassung

Die Dissertation basiert auf einem theoretischen Artikel und zwei empirischen Studien.

Der theoretische Artikel: Es wird ein theoretisches Rahmenmodell postuliert, welches dieKumulierung von Arbeitsunterbrechung und deren Effekte untersucht. Die meisten bisherigen Studien haben Unterbrechungen als isoliertes Phänomen betrachtet und dabei unberücksichtigt gelassen, dass während eines typischen Arbeitstages mehrere Unterbrechungen gleichzeitig (oder aufeinanderfolgend) auftreten. In der vorliegenden Dissertation wird diese Lücke gefüllt, indem der Prozess der kumulierenden Unterbrechungen untersucht wird. Es wird beschrieben, inwieweit die Kumulation von Unterbrechungen zu einer neuen Qualität von (negativen) Effekten führt. Das Zusammenspiel und die gegenseitige Verstärkung einzelner Effekte werden dargestellt und moderierende und mediierende Faktoren aufgezeigt. Auf diese Weise ist es möglich, eine Verbindung zwischen kurzfristigen Effekten einzelner Unterbrechungen und Gesundheitsbeeinträchtigungen durch die Arbeitsbedingung ‚Unterbrechungen‘ herzustellen.

Studie 1: In dieser Studie wurde untersucht, inwieweit Unterbrechungen Leistung und Wohlbefinden einer Person innerhalb eines Arbeitstages beeinflussen. Es wurde postuliert, dass das Auftreten von Unterbrechungen die Zufriedenheit mit der eigenen Leistung vermindert und das Vergessen von Intentionen und das Irritationserleben verstärkt. Geistige Anforderung und Zeitdruck galten hierbei als Mediatoren. Um dies zu testen, wurden 133 Pflegekräfte über 5 Tage hinweg mittels Smartphones befragt. Mehrebenenanalysen konnten die Haupteffekte bestätigen. Die vermuteten Mediationseffekte wurden für Irritation und (teilweise) für Zufriedenheit mit der Leistung bestätigt, nicht jedoch für Vergessen von Intentionen. Unterbrechungen führen demzufolge (u.a.) zu negativen Effekten, da sie kognitiv anspruchsvoll sind und Zeit beanspruchen.

Studie 2: In dieser Studie wurden Zusammenhänge zwischen kognitiven Stressoren Arbeitsunterbrechungen und Multitasking) und Beanspruchungsfolgen (Stimmung und Irritation) innerhalb eines Arbeitstages gemessen. Es wurde angenommen, dass diese Zusammenhänge durch chronologisches Alter und Indikatoren funktionalen Alters (Arbeitsgedächtniskapazität und Aufmerksamkeit) moderiert werden. Ältere mit schlechteren Aufmerksamkeits- und Arbeitsgedächtnisleistungen sollten am stärksten durch die untersuchten Stressoren beeinträchtigt werden. Es wurde eine Tagebuchstudie (siehe Studie 1) und computergestützte kognitive Leistungstests durchgeführt. Mehrebenenanalysen konnten die Haupteffekte für die abhängigen Variablen Stimmung (Valenz und Wachheit) und Irritation bestätigen, nicht jedoch für Erregung (Stimmung). Dreifachinteraktionen wurden nicht in der postulierten Richtung gefunden. Jüngere, nicht Ältere, profitierten von einem hohen basalen kognitiven Leistungsvermögen. Ältere scheinen Copingstrategien zu besitzen, die mögliche kognitive Verluste ausgleichen. Im Allgemeinen konnten die (getesteten) Annahmen des theoretischen Rahmenmodells bestätigt werden. Prinzipiell scheint es möglich, Ergebnisse der Laborforschung auf die Feldforschung zu übertragen, jedoch ist es notwendig die Besonderheiten des Feldes zu berücksichtigen. Die postulieren Mediationseffekte (Studie 1) wurden (teilweise) bestätigt. Die Ergebnisse weisen jedoch darauf hin, dass der volle Arbeitstag untersucht werden muss und dass sehr spezifische abhängige Variablen auch spezifischere Mediatoren benötigen. Des Weiteren konnte in Studie 2 bestätigt werden, dass die kognitive Kapazität eine bedeutsame Ressource im Umgang mit Unterbrechungen ist, im Arbeitskontext jedoch auch andere Ressourcen wirken.

Abstract

The dissertation is based on one theoretical paper and two empirical studies.

The theoretical paper: A theoretical framework is proposed that explores the accumulation of work interruptions and their effects. Most research studies have dealt with interruptions as isolated phenomena, leaving the simultaneous or sequential occurrence of interruptions common to everyday life unaccounted for. This gap is filled by this thesis and insight into the process of the accumulation of interruptions are be provided by mapping deep-level regulations onto the observable sequence of actions. Further, it is explained how the accumulation of interruptions leads to qualitatively different effects because of the interaction and joint development of isolated effects, identifying some mediating and moderating factors. In doing so, the relationships between the effects of single interruptions found in laboratory studies and the impacts on health and well-being of multiple interruptions found in applied research will be disclosed.

Study 1: This study investigates how interruptions affect perceptions of performance and irritation by employing a within-person approach. It is proposed that the occurrence of interruptions is negatively related to satisfaction with one’s own performance and positively related to forgetting of intentions and the experience of irritation. Mental demands and time pressure are proposed as mediators. Data were gathered from 133 nurses in German hospitals by means of a 5-day diary study. Multilevel analyses supported the proposed main effects.The proposed mediation effects of mental demands and time pressure were found for irritation and (partially) for satisfaction with performance. They were not supported for the forgetting of intentions. These findings demonstrate the importance of reducing the time and mental demands associated with interruptions.

Study 2: In this study, the within-person relationships between workday ”cognitive” stressors (multitasking demands and workflow interruptions) and strain (mood throughout the day and irritation in the evening) was examined. It was hypothesized that chronological age and indicators of functional age (working memory capacity and alertness) would moderate these relationships, in that older employees with low alertness and working memory abilities would suffer most from the stressors. A 5-day diary study (cf. study 1) and one survey (age) and computer-based cognitive performance test before the diary survey were conducted. Multilevel analyses showed that multitasking and workflow interruptions have detrimental effects on mood (valence and calmness) and irritation. No main effect was found on energetic arousal. The three-way interactions did not show the predicted pattern. Basic cognitive abilities (working memory ability and alertness) do make a difference to coping with stressors for younger employees but not for their older colleagues. According to the findings older employees seem to have abilities to deal with the stressors that outweigh possible cognitive losses.Overall, it can be concluded that there is general support for those parts of the theoretical framework that were tested. It is possible to generalise and transfer results of laboratory research to the field, but specifics of the field need to be considered. The proposed mediation effect (study 1) was (partially) found, but the results show that the whole working day needs to be examined and that specific outcomes (forgetting of intentions) need more specific mediators. Further, the results of study 2 support the proposition that cognitive capacity is an important resource to deal with interruptions, although in the field setting other resources also play a role.